Saarland - Erinnern Sie sich? - Saarländische Tabakregie



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  Saarland - Cigaretten- und Tabakfabriken

Tabakfabrik
Emanuel Marschall G.m.b.H.

St. Wendel

stellte den St. Wendeler Rolltabak her

1827 

gegründet
 
   

Marken:

St. Wendeler Rolltabak

 

Silberschäg
   

Vom Gewwel unn em Priemsche

Die bäuerliche Herkunft vieler Saarbergleute konnte man früher an den Deckeln erkennen, die am Kopf der Pfeife angebracht waren. Ursprünglich konstruierte man solche Pfeifen für die Bauern, denn im Stall und der Scheune durfte keine Glut zu Boden fallen.
Aber auch die Bergleute schmauchten mit Vorliebe diese "Kleebscher", und mancher hatte sogar ein spezielles Verfahren für die "bergmännische Herstellung von Pfeifentabak". Ein typisches Rezept:

Man nehme ein Doppelblatt der Saarbrücker Zeitung, breite es auf dem Tisch aus, lege ein Holzbrettchen darauf und schneide "St. Wenneler Rolltuwwak" in ganz dünne Scheibchen (am besten mit einem Bandmesser, das man von der Grube mitgenommen hat, "damits net fortkommt"). Die Scheiben werden nun sorgfältig "geriwwelt" und mit einer Packung geschnittenem Pfeifentabak vermischt. Danach drückt man das Ganze fest in einen Bierkrug, damit der Tabak fermentiert.

Das Schneiden des Rolltabaks war ein Ritual. Kein englischer Pfeifenraucher dürfte sich mit mehr Andacht der Vorbereitung des Nikotingenusses widmen. Man braucht vor allem viel, viel Zeit.
Erst dadurch entsteht die Wechselwirkung von Gelassenheit und äußerster Konzentration, die Vorahnung des Genusses, der durch enorme Sorgfalt bei der Vorbereitung erheblich gesteigert werden kann.

Ein Bergmann hatte sich einmal in ein feines Saarbrücker Restaurant verirrt. Er bestellte kein Menü, sondern ein "Bierche", legte seinen "Rolles" auf den Tisch und zückte sein Bandmesser. Dann zelebrierte er das Schneiden der Tabakstränge mit einer solchen Intesität, daß das Tischtuch nicht nur braune Flecken aufwies. Die ersten Schnitte waren bereits in dem Stoff zu erkennen. Der Kellner kam angerannt und sagte:
"Das können Sie doch nicht machen, mein Herr!" "Unn ob isch das kann. Das mach ich schon seit zwanzisch Johr", und er machte ihm das Angebot: "Kannschd jo zugugge, damit dus lehrschd."
"Sie mißverstehen mich, mein Herr. Wir sind ein angesehenes Restaurant. Was Sie da machen, das ist zu grob."
Der Bergmann schaute ihn von unten an und erklärte: "Ach woher dann! Du haschd awwer aach graad gar kenn Ahnung. Von weesche zu grob. Der werd doch noch geriwwelt."

Nach dem Zweiten Weltkrieg bewiesen die Saarbergleute wieder einmal, daß sie Universaldilletanten in des Wortes bester Bedeutung sind. Sie entpuppten sich als Tabakpflanzer. Die Zigarettenrationen reichten nicht aus, außerdem brauchte man die nikotinhaltige "Goldwährung" ja auch zum Hamstern. Eine neue Tabakmarke wurde kreiert: der "Gewwel". Es standen keine luftdurchlässigen Speicher zur Verfügung, also trocknete man die Tabakblätter am Giebel, am "Gewwel". Die Pflanzerkünste reichten jedoch oft nicht aus, um dem Tabak die gewünschte braune Färbung zu geben. Meisten blieb der Tabak grün wie "Peterling". Aber es gab ja nichts Besseres. Also konstruierte man Tabakschneidemaschinen und ging ans Werk. Die Saargruben lieferten das Material dazu - natürlich ohne es zu wissen -, und Tausende von Wohnküchen verwandelten sich in kleine Tabakfabriken.

Die Bergleute hatten jedenfalls ihren "Tuwwak", während Angehörige anderer Berufgruppen noch Kippen sammeln mußten. Voller Ironie sangen sie auf die Melodie der "Sentimental Journey" - eines Schlagers, den damals Frank Sinatra populär macht:"Babbe guck, om Boddem leid e Kippe! Babbe guck, sonschd isser fort."

Die Bergleute hatten das nicht nötig. Dennoch: Die Raucher unter ihnen mußten sich einschränken, eine Zigarre gar war ein Luxusgegenstand. In jener Zeit zitierte man die Äußerung eines älteren Bergmanns, der einmal gesagt haben soll:
"Unser Berschwerksdirektor unn sei Schoffeer hann ähn unn dieselb Angewohnheit. Sie raache die Zigarre nure halwer. - De Berschwerksdirektor die erschd Hälfd onn sei Schoffeer die anner."

Vielleicht haben die Bergleute ein so inniges Verhältnis zum Tabak, weil unter Tage Rauchen strengstens verboten ist. Da wird - als Ersatz - geschnupft und gepriemt. Jungbergleute, Beflissene und Betriebsfremde haben in der ersten Zeit oft Schwierigkeiten, sich an den Kautabak zu gewöhnen. Und gerade ihnen bieten doch die Bergleute am liebsten ein "Priemsche" an. Wer es nimmt, in den Mund steckt und keine Miene verzieht, der ist schon fast akzeptiert.
Es soll aber auch schon vorgekommen sein, daß ein Beflissener wegen angeblicher Kohlenmonoxidvergiftung über Tage gebracht wurde und dort einen fünf Zentimeter langen Priem ausgespuckt hat.
Vor allem die eingelegten Priemchen - meistens in selbstgebranntem Schnaps - sind nicht jedermanns Sache. Irgendwie verständlich, aber für die Bergleute ist ein Priemchen weitaus mehr als nur ein Stück Kautabak. Man bietet es seinem Kameraden an, dem Steiger, mit dem man gut auskommt. Und wenn man einen nicht besonders mag, dann kriegt er keins, vielleicht auch mal eine "Attrappe", z.B. ein Stück zusammengewickeltes Isolierband. Daran hat er dann schwer zu kauen.

Gerhard Bungert, Klaus-Michael Mallmann: "Kaffeekisch unn Kohleklau"
(©1980 Buchverlag Saarbrücker Zeitung)

Geschnittener Rolltabak wurde in diesen Tüten verkauft. Hier eine Packung von Landewyck

Rauchen gefährdet die Gesundheit - Nuit gravement à la santé

 

 

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